M2M - Wenn Maschinen mit Maschinen reden
Ende des 18. Jahrhunderts läutete die Erfindung der Dampfmaschine die erste industrielle Revolution ein. Die Einführung der Massenproduktion unter zu Zuhilfenahme von Fließbändern Anfang des 20. Jahrhunderts markierte den zweiten Meilenstein in der industriellen Produktion. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgte schließlich der vorerst letzte große Umbruch durch die Automatisierung von Arbeitsschritten.
Steht die Wirtschaft heute vor einem vergleichbaren Wendepunkt? Mit dem Begriff Industrie 4.0 ist bereits ein passendes Schlagwort gefunden. Ist die selbstdenkende Fabrik eine Vision oder schon heute realisierbar?
Bisher war es notwendig, die einzelnen Arbeitsschritte von Menschenhand zu koordinieren. Das Internet of Things ermöglicht die Kommunikation von Maschinen untereinander. Daraus resultieren ungeahnte Möglichkeiten für eine effizientere Produktion. Markierte einst die Automatisierung von Fertigungsprozessen eine Zäsur, wird nun die eigenständige Lieferkette Realität. Dies führt zu einer ungekannten Verzahnung der Fertigungsabläufe. Maschinen die Rohstoffe selbst ordern, um sie anschließend anhand gespeicherter Baupläne zusammenzubauen, vermögen Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent zu erzielen, so eine Schätzung. Doch was trennt unsere derzeitige Wirtschaft von der Industrie 4.0?
Voraussetzungen für das Internet der Dinge:
Damit der Quantensprung hin zum Internet of Things gelingen kann, müssen einige Bedingungen erfüllt werden. Das Internet der Dinge steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Einheitliche Standards sind entsprechend rar. Sie sind jedoch eine unausauweichliche Grundvoraussetzung, damit der Sprung in ein neues industrielles Zeitalter glückt. Bisherige Konzepte der lokalen Datenverarbeitung fehlt im Internet of Things die Effizienz.
Datenwolke – Chance und Risiko:
Im Zentrum der digitalisierten Produktion steht die Cloud, sie bildet die Schnittstille, in der sämtliche Informationen zusammenlaufen. Eine Cloud-Lösung ist der lokalen Speicherung überlegen, da sie zum einen größere Datenmengen aufnehmen kann und zum anderen zur Vernetzung beiträgt. In der Smart Factory der Zukunft fällt ein kontinuierlicher Datenstrom an; Datenberge, die ohne große Serverkapazitäten nicht handhabbar sind. Die benötigte Rechenleistung zu Clouddiensten auszulagern, ist preiswerter als selbst in die Schaffung enormer Speicherkapazitäten zu investieren. In der intelligenten Fabrik fungiert die Cloud als übergeordnetes Gehirn, auf das sämtliche Maschinen zugreifen können. Einerseits ein Vorteil, da sämtliche Daten an zentraler Stelle zur Analyse bereitstehen. Zugleich ist der virtuelle Speicher der größte Schwachpunkt in der Produktionshalle von morgen. Als zentraler Speicherort enthält sie sensible Firmengeheimnisse, die bisher intern aufbewahrt wurden. Wie sicher geheime Informationen in der Datenwolke sind, hängt von diversen Faktoren ab, die nicht allesamt vom Unternehmen beeinflussbar sind. Wer hat die nötigen Ressourcen, um derart leistungsfähige Rechenzentren bereitzustellen? Infrage kommen nur wenige amerikanische Konzerne, die bereits jetzt bemerkenswerte Macht genießen.
An dieser Stelle offenbart sich das zweischneidige Schwert der Industrie 4.0. Die Entwicklung dürfte durch nichts zu stoppen sein, doch wie allzu oft könnte der gewonnene Komfort auf Kosten der Datensicherheit gehen. Die Cloud ist und bleibt für den Erfolg der digitalen Revolution unentbehrlich, nur mit ihr können sämtliche Fertigungsprozesse vom Rohstoffeinkauf bis zur Erfüllung des individuellen Kundenwunschs vernetzt werden.
Blick in die Zukunft:
Welche Ausbaustufen die vierte industrielle Revolution eines Tages erreichen wird, ist momentan kaum abzuschätzen. Am Ende der Entwicklung könnten individualisierte Produkte stehen, die in Massenproduktion gefertigt werden. Sollte die Umsetzung dieser Vision gelingen, stehen wir vor einer neuen Dimension des personalisierten Konsums. Waren, die nicht für eine breite Käuferschicht erdacht werden, sondern Produkte, die aus den individuellen Wünschen des Einzelnen erwachsen.
Eine verbesserte Arbeitsumgebung, maßgeschneiderte Produkte und ein höherer Lebensstandard, all das kann aus dem kontinuierlichen Datenstrom entstehen, der unsere Zeit prägt. Der Grundstein für diesen epochalen Umbruch wird heute gelegt.